Herr Budke, mesoneer hat es sich zur Aufgabe gemacht, digitale Interaktionen zu revolutionieren. Was bedeutet das genau?
Vereinfacht gesagt kann man festhalten, dass wir uns immer auf die Schnittstelle von Mensch und Technologie fokussieren. Das ist unsere Kernkompetenz. Diese Schnittstellen werden zunehmend wichtiger, weswegen wir 2014 unser Unternehmen ins Leben gerufen und es vor rund zwei Jahren unter dem Namen „mesoneer“ einem Rebranding unterzogen haben. „Meso“ ist altgriechisch und steht für das verbindende Element in der Mitte, was unsere Mission widerspiegelt, Menschen zu vernetzen. Die zweite Silbe haben wir dem Wort „Engineer“ entnommen, womit wir darstellen, dass wir Lösungen „bauen“, die für eine solche Konnektivität notwendig sind. Kurzum: Wir revolutionieren die Interaktion innerhalb von Unternehmen, mit ihren Kundinnen und Kunden sowie mit ihren Partnern. Dazu unterstützen wir Betriebe unterschiedlichster Branchen mit massgeschneiderten Softwarelösungen zur Digitalisierung, modernisieren bestehende Applikationen oder realisieren komplexe Data-Streaming-Lösungen – und legen damit den Grundstein für KI-Anwendungen. Zusätzlich ist mesoneer eine der führenden Schweizer Anbieterinnen für digitales Onboarding. Für diesen Use Case haben wir eigens eine SaaS-Lösung entwickelt, genauso wie zur digitalen Identifikation und elektronischen Signatur. Doch egal, welche Art Software wir entwickeln: Wir greifen stets auf Technologien zurück, die State of the Art sind und unserer Kundschaft die grössten Benefits bieten.
Und welche Technologien und Entwicklungen bieten aktuell die grössten Benefits?
Über die letzten Jahre hinweg war die Cloud ein wesentlicher Treiber, der viele neue Möglichkeiten mit sich gebracht hat. Prozesse und Projekte, die früher Wochen oder Monate in Anspruch genommen haben, laufen heute mehrheitlich automatisiert und deutlich schneller ab. Diese Möglichkeiten haben Organisationen aller Art sowie das Arbeiten an sich merklich agiler gemacht. Nun sehen wir in der angebrochenen KI-Ära ähnliche Chancen: Während künstliche Intelligenz lange Zeit ein Nischendasein fristete, haben „Large Language Models“ wie ChatGPT das Thema – und seine Chancen – ins Licht des öffentlichen Interesses gerückt. Dadurch ergeben sich auch für KMU spannende Potenziale. Und natürlich macht diese Entwicklung auch vor uns und unseren Produkten nicht halt.
Wie sehen diese Produkte aus – und wie werden sie durch KI verändert?
„m_IDeal“, unsere Plattform für flexible digitale Geschäftsabschlüsse, liefert dafür ein gutes Beispiel. Während man früher einen Vertrag manuell unterschrieben hat, können sich unsere Kunden bequem per Smartphone identifizieren und – wenn gewünscht – die entsprechenden Dokumente direkt digital signieren. Die Anwendung lässt sich flexibel anpassen, umfasst verschiedene Sicherheitslevels und hat überdies unterschiedliche Identifikationstechnologien integriert. Dies macht m_IDeal für grosse Retailanbieter ebenso attraktiv wie für Behörden, die Versicherungswelt oder die Finanzbranche. Letztere bietet einen besonders spannenden Anwendungsfall: Wenn Kunden ein Bankkonto eröffnen möchten, müssen sie ihre ID oder ihren Pass einscannen. Neu kommt nun beim biometrischen Gesichtsabgleich KI zum Tragen: Die künftige Bankkundin oder der künftige Bankkunde nimmt ein Video auf, wobei die KI automatisch und hochpräzise prüft, ob das Gesicht wirklich zur gescannten ID passt und ob es sich um eine echte, lebende Person handelt; und nicht einfach um ein Standbild.
Ein anderer Schwerpunkt von mesoneer liegt auf digitalen Signaturen.
Das ist richtig. Bei unserer Signaturplattform „signeer“ handelt es sich um eine rechtskonforme und hochmoderne Lösung für elektronische Unterschriften. Damit können Vertragsparteien ortsunabhängig überall auf der Welt Dokumente unterzeichnen, immer entsprechend den geforderten Sicherheitsstandards. Um eine qualifizierte elektronische Signatur auszustellen, muss man sich erst identifizieren. Dass wir sowohl die sichere Identifikation als auch das digitale Signieren aus einer Hand anbieten können, stellt für unsere Kundinnen und Kunden einen enormen Effizienzgewinn dar. Und da es sich bei unseren Lösungen um Software-as-Service-Anwendungen handelt, sind die Einstiegshürden minimal und höchste Datensicherheit bleibt gewährleistet. Gleiches gilt für unsere Dienstleistungen zur Entwicklung oder Modernisierung individueller Softwarelösungen.
Was umfasst dieser Bereich genau?
Auch hier sind wir stark in der Finanz- und Versicherungswelt vertreten und zählen die öffentliche Hand sowie grosse Retailunternehmen zu unseren Kunden. Im Kern unserer Entwicklungstätigkeiten stehen Automatisierungsdienste, die zum Ziel haben, die Customer Journey unserer Kundenunternehmen zu verbessern. Welches Problem müssen wir lösen? Über welche Stationen müsste eine ideale Customer Journey verlaufen? Und wie müsste dementsprechend ein digitales User Interface aussehen? Solche und weitere Fragen stehen hier im Fokus. Ferner besteht unsere Expertise auch darin, branchenspezifische Kernsysteme an firmeneigene Entwicklungen anzudocken und so eine massgeschneiderte Lösung zu entwickeln. Auch hier liefert der Finanzsektor ein spannendes Praxisbeispiel: Banken möchten bei der Abwicklung von Transaktionen von der sogenannten „Batch-Verarbeitung“ wegkommen und vermehrt „Instant Payment“ einsetzen. Die grossen Banken stehen sogar in der Pflicht, diese sofortigen Überweisungen anzubieten. Integrationslösungen im Hintergrund müssen sich also entsprechend ausrichten und alle notwendigen Daten in Echtzeit übertragen und prüfen. Wir haben es hier mit einer enormen Menge an „Datenevents“ im Unternehmen zu tun, die unverzüglich erfolgen und an den korrekten Stellen die passenden Reaktionen auslösen müssen. Hier sprechen wir von „near real time data streaming“, sprich, alle Operationen geschehen beinahe in Echtzeit. Diese Bespiele zeigen, wie wichtig es für uns ist, technologisch stets am Puls der Zeit zu bleiben. Denn letztlich entwickeln wir nicht einfach Software, sondern verbinden Menschen.
Um am Puls der Zeit zu sein, muss man wissen, welche Themen mittel- bis langfristig relevant werden. Welche sind dies Ihres Erachtens?
Es gibt verschiedene Trends, die sich abzeichnen. Der SaaS-Trend etwa wird sich fortsetzen. Was wir auch sehen: Verschiedene namhafte ERP-Hersteller, die zum Teil Marktführer in ihrer Branche/Nische sind, haben den Schritt in Richtung Cloud noch nicht getan. Dieser Paradigmenwechsel steht nun bevor, mit weitreichenden Folgen für die Kunden dieser ERP-Anbieter. Auch bei einer solchen „Application Modernisation“ unterstützen wir Unternehmen mit unserer Expertise. Ferner lässt sich klar festhalten, dass die Geschwindigkeit von Veränderung und Entwicklung weiterhin zunehmen wird. Entscheidungsträger in Unternehmen benötigen darum, um fundierte Entscheide treffen zu können, eine verlässliche Grundlage – sprich, Daten. Diese müssen konsistent und aktuell sein. Sämtliche Informationen müssen für die einzelnen Mitarbeitenden so aufbereitet werden, dass sie schnell und effizient Entscheidungen treffen können. Und zu guter Letzt werden wir auch die Verbreitung von RAG (Retrieval Augmented Generation) und Agenten-KI-Lösungen erleben. Das bedeutet, dass KI-Systeme sich weiterentwickeln und künftig in der Lage sein werden, selbstständig Wissen heranzuziehen, zu recherchieren, zu argumentieren und verschiedene digitale Tools zu nutzen. Natürlich behalten wir auch diese Entwicklungen im Auge – und implementieren sie, wenn sich dadurch für unsere Kundschaft ein Benefit ergibt.
Dieser Artikel erschien ursprünglich in der Beilage "CEO Visionen & Strategien" der Zeitschrift "Finanz und Wirtschaft" vom 31. August 2024.